NEUE MUSIk-AG

Seit 2006 gibt es am Helmholtz-Gymnasium Karlsruhe neben den Instrumental- und Vokalensembles eine Arbeitsgemeinschaft “Neue Musik und Komposition”. Diese von Hans-Jochen Stiefel gegründete und geleitete AG pflegt die Auseinandersetzung mit der Musik des 20. Und 21. Jahrhunderts. Ziel der AG ist es, den Teilnehmern Einblicke in zentrale Kompositionstechniken der sogenannten Neuen Musik zu geben und sie über die Auseinandersetzung in Form von Stilkopien zur kompositorischen Eigentätigkeit zu ermuntern. Die in der AG entstehenden Stücke werden normalerweise immer für das in der AG vertretene Instrumentarium komponiert, so dass das Komponierte auch auf seine Praxistauglichkeit hin geprüft bzw. von den Teilnehmern in einem jährlich stattfindenden Konzert aufgeführt werden kann.

„Highlights“ der jungen AG-Geschichte waren

  • 2008 die Aufführung der AG-eigenen Gruppenkomposition “Die vier Elemente” durch den Kammerchor unserer Schule und Solisten des SWR-Vokalensembles samt Rundfunkmitschnitt und Erhalt des Bundespreises der Kulturstiftung der Länder.
  • 2015 Komposition und Aufführung von Theatermusik für das partnerschaftliche Projekt zum 1.Weltkrieg, ausgeführt vom Lycée Teyssier Bitche und dem Helmholtz-Gymnasium Karlsruhe
  • 2016 Komposition und Aufführung der Theatermusik für das Stück “Exit” von Enzo Cormann, wieder zusammen mit der Theatergruppe des Lycée Teyssier Bitche
  • 2016 Musikalische Gestaltung der Kunstausstellung von Harald Kille und Michael Rickelt am Sonntag, den 27.November 2016 im Künstlerhaus Karlsruhe. Es waren ausschließlich Uraufführungen von Mitgliedern der AG zu hören , die im Bezug zu den ausgestellten Werken standen.

Im März 2017 wird die AG am “Upgrade Festival” für Neue Chormusik in Donaueschingen teilnehmen.

Für 2018 ist die Teilnahme mit eigener Musik am Karlsruher Stummfilmfestival geplant.

Die Mitglieder der aktuellen Arbeitsgemeinschaft “Neue Musik und Komposition” nach dem erfolgreichen Auftritt am 27.11.2016 bei der Ausstellungseröffnung mit Werken von Harald Kille und Michael Rickelt im Künstlerhaus Karlsruhe. Von links nach rechts: Darja Ostroverkh, Hans-Jochen Stiefel, Paul Beskers, Constantin Siebert, Leonie Hong, Yvette Werner und Michael Zheng

Bericht über das Kooperationsprojekt mit der Theatergruppe des Gymnasiums Bitche, für das die AG “Neue Musik und Komposition” die Musik für “Exit” komponierte und aufführte

Nach dem eindrucksvollen und ausdrucksstarken Kooperationsprojekt zum Thema “Erster Weltkrieg” der Theatergruppe des Lycée Teyssier de Bitche und den Musik-Ensembles Kammerchor, Orchester I und Arbeitsgemeinschaft Neue Musik des Helmholtz-Gymnasiums waren sich alle Beteiligten einig, dass man diese Zusammenarbeit auch in Zukunft fortführen solle. Als dann im Herbst 2015 die Kollegen aus Bitche ihr neues Projekt mit dem Arbeitstitel “Natur und Zivilisation” vorstellten, waren die Terminkalender von Kammerchor und Orchester I für das laufende Schuljahr allerdings schon so ausgefüllt, dass an ein weiteres Großprojekt nicht mehr zu denken war. So entschieden sich die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft “Neue Musik und Komposition” nach kurzer Aussprache dafür, die Verantwortung für die Erstellung der gesamten Bühnenmusik diesmal alleine zu übernehmen. Erste Ideen sahen vor, gemäß dem Arbeitstitel “Natur und Zivilisation” Naturlaute mit den Mitteln der Zivilisation – also elektronisch – zu Kompositionen zu verarbeiten. Nach Rücksprache mit dem ZKM Karlsruhe wurde uns die kostenfreie Nutzung des elektronischen Studios zugesagt. Die Finanzierung des mit der komplizierten Technologie vertrauten Betreuers sollten wir allerdings selbst übernehmen. Glücklicherweise konnten wir die Verantwortlichen des Netzwerkes Neue Musik Baden Württemberg e.V. von unserem Projekt überzeugen und erhielten deshalb die erforderliche finanzielle Unterstützung von der Baden-Württemberg Stiftung. Als dann mit Andreas Köhler ein sowohl technisch als auch musikalisch höchst versierten Projektbetreuer für die vielstündige Arbeit am Computer gewonnen worden war, konnte die Arbeit losgehen. Einzelne inhaltlich unterschiedliche Abschnitte des inzwischen eingegangenen Theatertextes “Exit Blues” von Enzo Cormann wurden unter den KomponistInnen aufgeteilt und mögliche Vertonungsideen diskutiert. Danach begann die Phase des Sammelns, die Erstellung eines möglichst umfangreichen Reservoirs an Klängen und Geräuschen, gesucht und gefunden im Alltag, auf der Straße oder sonst wo. Aus diesen im Aufnahmegerät eingefangenen “Naturgeräuschen” sollte dann im ZKM durch verschiedene Arten der elektronischen Bearbeitung und der sinnfälligen Anordnung der einzelnen Abschnitte eine Komposition werden. Vorher galt es allerdings noch, sich mit der zwar äußerst leistungsstarken, dafür aber auch doch nicht gerade einfach zu handhabendem Software vertraut zu machen. Neben den elektronischen Arbeiten erforderte der französische Text außerdem noch die Vertonung diverser zeitgenössischer “Bluestexte”, die im Stück als Kommentar zum eigentlichen Text eingefügt waren. Jedes Mitglied der AG suchte sich seinen Bluestext aus. Als gemeinsame Klammer für die jeweils individuellen musikalischen Vertonungen diente die Besetzung der AG:

Horn, Violine, Querflöte, Saxophon, Klavier und Gesang. So entstanden sehr unterschiedliche Bluesvertonungen mit einer stilistischen Bandbreite, die von New Orleans-Anklängen bis zum Crossover von Punk und Clusterharmonik reichte.

Am Ende der kompositorischen Arbeit umfasste die Bühnenmusik schließlich zehn Kompositionen, wovon dann bei der Aufführung fünf elektronische vom Computer eingespielt und weitere fünf “Bluese” live von den Mitgliedern der AG aufgeführt wurden. Als besonders spannend sollte sich dann noch die Zusammenführung der ja getrennt erarbeiteten Bestandteile Bühne und Musik gestalten. Dafür reiste die Kompositions-AG am frühen Morgen von Christi Himmelfahrt mit einem vollbeladenen Stadtmobilbus nach Bitche zur ganztägigen Generalprobe. Schnell stellte sich heraus, dass nicht nur Musik und Theater bestens miteinander harmonierten, sondern auch die beteiligten Schüler und Lehrer beider Schulen. Nach einer weiteren Probe am nächsten Vormittag erfolgte dann am Abend des 06. Mais im Espace Cassin von Bitche die erfolgreiche Aufführung von “Exit Blues” von Enzo Cormann, gespielt von der Theatergruppe des Lycée Teyssier de Bitche mit Musik der Arbeitsgemeinschaft “Neue Musik und Komposition” des Helmholtz-Gymnasiums Karlsruhe.

Da Karlsruhe im Publikum leider nur von einem einzigen engagierten Elternpaar vertreten war, beschlossen wir, am 15.07. noch eine konzertante Aufführung in der Aula des Helmholtz-Gymnasiums anzusetzen. Offensichtlich wirkten die dargebotenen Kompositionen auch ohne Bühnenhandlung, denn das Publikum zeigte sich erfreulicherweise sehr begeistert.