Kulturakademie des Landes BW
„Die Woche der Entdecker und Erfinder“
„Wir sind hier, um Persönlichkeiten zu fördern!“ Mit diesem Satz ging es für mich und 20 weitere Kreativschüler/innen bei der 1. Kreativwoche der Kulturakademie so richtig los.
Knapp 6 Monate zuvor war ich von der Schule nominiert worden. Als Bewerbung sollte ich zu einem von drei vorgegebenen Themenbereichen verschiedene Versuche durchführen, meine Ergebnisse protokollieren, dazu in einem Motivationsschreiben zu zwei Fragen Stellung nehmen und meine Versuchsergebnisse in einem kurzen Video darstellen. Bis auf die Bestandteile der Bewerbung und die drei Themenbereiche gab es keine weiteren Vorgaben. Ich konnte so meiner Kreativität freien Lauf lassen. Was nicht immer von Vorteil war.
Die Bewerbungsphase hat mich nicht nur im Wissensbereich weitergebracht, sie hat mir auch einen Einblick in die Arbeitswelt gegeben. Trotzdem rechnete ich nicht wirklich mit einer Zusage; umso mehr freute ich mich, als ich angenommen wurde.
Wegen Corona war alles anders, leider konnten einige Exkursionen nicht stattfinden. Dennoch hatten wir ein volles Programm, wobei auch die Freizeit in Form von Besuchen der Attraktionen im Europa-Park nicht zu kurz kam. Aber auch sonst: Beim Besuch des ESOC (European Space Operations Centre) in Darmstadt, dem Betrachten der ISS, die über Rust flog (um 6:15 Uhr, wohlgemerkt), einem Vortrag und Experimenten zur Photovoltaik, sowie einem Technikworkshop von der ICSE (International Centre for STEM Education); wir haben ein Modell eines Formel 1 Autos samt Fernbedienung gebaut, welches wir auch zuhause weiter optimieren können, und auch bei unseren ersten Erfahrungen vor der Kamera, war für ziemlich jeden etwas dabei. Ein Vorteil dieses Themenbereichs war, dass wir jeden Tag in einen anderen Teil eintauchen konnten, was für mich sehr fördernd war. So hatte ich die Möglichkeit, genauer herauszufinden, wohin meine Intention geht.
Ich war ein bisschen mit der Vorstellung angereist, dort nur auf verbissene Schüler und schlechte Harmonie zu treffen, doch das war überhaupt nicht der Fall. Der Vergleich mit einer Schulklasse trifft es ganz gut: Jeder ist auf seine Weise anders; aber uns alle verband unsere Experimentierfreude und der Hang zu MINT. Stärken waren unterschiedlich, aber man half sich gegenseitig. Egal ob man mal über Roboter in Operationen, oder auch einfach über das Leben im Allgemeinen sprechen wollte, man fand immer einen Gesprächspartner.
Ich kann mit Freude sagen, dass ich in dieser einen Woche so viel Neues in Erfahrung bringen durfte, wozu ich ohne dieses Programm niemals die Möglichkeit gehabt hätte. An dieser Stelle möchte ich noch Danke!! sagen, an alle, die mir diese Teilnahme ermöglicht haben, und an alle, die diese 1. Kreativwoche zum ersten Teil eines großen Abenteuers gemacht haben.
Besonders erfreulich ist, dass es noch nicht vorbei ist, und im Februar eine zweite Woche auf mich wartet. Hoffentlich lassen die Corona-Regeln dann mehr zu.
„Dichtungsweisen“
Alma Unseld (Klasse 10 d) berichtet über die Kreativwoche der Kulturakademie des Landes Baden-Württemberg
Ein Gedicht entsteht. In einem stillen, einsamen, in sich gekehrten Moment. Und dann? Wer hört mir zu? Wer antwortet mir?
Ich durfte bei der Kulturakademie „Dichtungsweisen“ erleben, wie mir 19 andere Literaturstipendiat*innen aus Baden-Württemberg zugehört und geantwortet haben. Wir haben uns in der Gruppe einander die Gedanken zugespielt, sie geteilt, diskutiert, gelacht, geschwiegen, nachgedacht… aber ich komme augenblicklich ins Schwärmen und sollte doch erstmal von vorne erzählen:
Nachdem ich von der Schule nominiert und der Landesstiftung ausgewählt worden war, eine Sommerferienwoche im Literaturhaus Stuttgart verbringen zu dürfen, war ich unglaublich stolz und glücklich! Und je näher der Termin kam, desto gespannter. Auf wen würde ich treffen? Was würden sie zu meinen Texten sagen? Ich hatte meine Gedichte noch nie vorgetragen (außer meiner Familie und Nachbarn im Garten) und auch noch nie unter ‚Anleitung‘ und in mit anderen gemeinsam geschrieben.
In Stuttgart traf ich dann auf Carolin Callies und Matthias Nawrat. Sie ist Lyrikerin und er Romanautor. Für uns waren sie einfach die Inspiration pur! Sei es mit ecriture automatique oder mit Impulsen durch literarische Bilder oder Vorgaben, sei es beim Sprechen über unsere eigenen Texte oder einfach im Dialog.
Überhaupt: die tollen Gespräche mit all den anderen jungen Literaturliebenden – voll leichter und schwerer Inhalte, wunderbarer Wortspiele und voll sehr verschiedener aber sich doch stets ergänzender Sichtweisen – und auch die gegenseitige wertschätzende und konstruktiv-positive Resonanz auf unsere Texte fanden statt in einer Dichte und Tiefe, die ich zuvor noch nie erlebt hatte.
Wir unternahmen mehrere Exkursionen in dieser Woche. Wenn ich nachträglich auf unseren dichten Tagesplan schaue, kann ich mir nicht mehr vorstellen, wie auch die noch reingepasst haben. Aber es ging und es waren wunderschöne Ausflüge. Quer durch Stuttgart, Brockes- und Morgensterngedichte an der U-Bahn-Decke lesend. Oder in die Bibliothek von Heslach, wo sich alles umdrehte und wir von den Schreibenden zu Lesenden wurden und zurück – denn eine Schreibwerkstatt wäre keine Schreibwerkstatt, würde man nicht am Ende wieder über Gelesenes schreiben.
Oder nach Marbach, in die Stadt, in der Schiller auf die Welt kam, sein Vater Apfelbäume züchtete, das Deutsche Literaturarchiv (Wunderkammer!) steht und es eine supertolle Ausstellung zu „Hölderlin, Celan und die Sprache der Poesie“ im Literaturmuseum der Moderne gab. Ausgestelle Lyrik: winzige Worte auf hauchdünner Birkenrinde (Mörike), ein geräuschvoll ‚denkender‘ Poesieautomat (Enzensberger), tönerne Handwärmer für kalte Schreibfinger (Schiller), mein eigener Herzschlag beim Hören von Hölderlin.
Und wieder: eine Schreibwerkstatt wäre keine Schreibwerkstatt, würde man nicht am Ende über Gesehenes schreiben. So setzten wir uns in den kleinen Park vor dem Museum und ich suchte mir einen Platz am Fuße des Schillerdenkmals. Doch mit solch einem wortgewaltigen Dichterblick im Nacken bekam ich eine hartnäckige Schreibblockade… Ich stand auf und ging ein paar Schritte durch die Sonne an den Rand der Museumsanlage, wo eine große Terrasse den Blick freigibt über die sanfte, hügelige Landschaft des Neckartals. Spätsommerwohligkeit.
Dort fand ich das Wort „Sandsteinmoos“ und konnte weiterschreiben.