Vernissage…

Willkommen in der Kunst… 

Ich kann mich noch gut erinnern, als ich mit meinen Kurskamerad*innen am Anfang der 11.Klasse vorne vor den Kunsträumen stand, alle angespannt waren, dabei aber auch mit einer gewissen Vorfreude den kommenden zwei Jahren entgegengesehen haben. Ein Mitschüler meinte damals, dass seine Mutter ihm gesagt hat: „Egal ob Kunst LK gut oder schlecht ist, man geht nach den zwei Jahren aus dem Unterricht und hat eine neue Sichtweise mit Neuem Allgemeinwissen.“ Und ich muss sagen – genauso ist es. Man ging dabei aber auch durch schwerere Phasen, in welchen man am Vortag der Abgabefrist in Panik verfiel, was aber auch dem geschuldet war, dass wir den Namen “Halbjahres Arbeit” nicht so ganz ernst genommen haben. Aber man ist dann natürlich schon etwas stolz, wenn die eigenen Werke vollendet wurden und man sie nun in der Ausstellung betrachten kann. Da kann man nicht immer zu selbstkritisch sein und darf auch mal zufrieden in die Sache reingehen. 

Besonders wenn wir heute Museen besuchen, merken wir, wie sich die eigene Sichtweise verändert hat. Man geht jetzt nicht nur mit dem Ziel in die Ausstellung, einen Blick auf das berühmteste Werk zu werfen, nur eben kurz ein Foto mit dem Handy zu schießen, und dann im Schnelldurchlauf durch die Ausstellung zu joggen. Denn weil wir uns mehr Hintergrundwissen angeeignet haben, bereitet es uns auch Freude länger vor einem Bild zu stehen, es genau unter die Lupe zu nehmen und darüber zu fachsimpeln. Immer mit der Standartaussage: „Das würde ich mir ins Wohnzimmer hängen“ oder „Das lieber nicht“. 

Auch die Angewohnheit unsere Skizzenbücher in den Urlaub, auf Reisen und am besten immer in der Tasche mitzunehmen, verdanken wir dem Kunst LK. 

Am Anfang der 11. Klasse kamen knapp 20 ratlose, aber neugierige Schülerinnen und Schüler in den Kunstraum. Wir waren zu Herr Springers Begeisterung seit längerem wieder eine sehr große Truppe. Und nun stand unser Kunstlehrer vor vielen ratlosen Gesichtern und weihte uns in die Kunst ein. So entschieden wir uns, die nächsten zwei Jahre hauptsächlich der Malerei und Plastik zu wittmen. Das stellte sich als häufig sehr anstrengende Tätigkeit heraus, vor allem als die Abgabefrist sich meldete oder die nächste Klausur an die Tür klopfte. Wir hatten dabei aber unglaublich Glück, dass die Gelassenheit unseres Kunstlehrers so wie das Acryl auf uns abfärbte und wir uns den Spaß am Arbeiten und Neues auszuprobieren immer im Vordergrund stand. Vielleicht lag das aber auch an unserem überdurchschnittlichem Kaffeekonsum, dem Herr Springer entgegenkam und uns eine liebevoll eingepackte Kaffeemaschine überreichte. 

Den fünf Kunststunden der Woche, welche immer wieder frischen Wind, in den doch sehr eintönigen Schulalltag brachte, wurde so gut wie immer mit Vorfreude begegnet. Oft fiel die Aussage: „Das fühlt sich gar nicht nach Unterricht an.“ Und so verbrachten wir häufig zusätzlich noch viele Stunden in den Zeichensälen. 

Insgesamt setzten wir uns inhaltlich hauptsächlich mit der Malerei und Verkörperung auseinander. Bei der Malerei haben wir uns vor allem mit barocken Stillleben und Landschaften von realistisch gemalten bis zu expressiven Bildern befasst. Hauptthema war die Kunst von Paul Cézanne, mit dem wir uns am Anfang noch schwertaten, hinterher aber auch anfreundeten. Neben unseren Theoriestunden sind realitätsnahe Stillleben und eine Trilogie zu einer selbst ausgesuchten Landschaft entstanden. Diese Trilogie besteht aus einem realistischen Bild, einem expressiven Werk und einer Schüttung. 

Zu der Verkörperung haben wir uns insbesondere mit der griechischen Antike und Antony Gormley befasst. Parallel dazu gestalteten wir Figuren aus Plastiform, arbeiteten an einer zwei Person Konstellation aus Wachs und tonten Füße, die im Bezug zu einem Stuhl stehen. Hinzu kommen noch kleine Zeichnungen und viele weitere Halbjahresarbeiten, bei denen uns selbst überlassen wurde, was wir machen. Ein kleiner Exkurs in der Theorie Einheit bat uns, die Fotographie von Tillmanns zu studieren, wobei wir auch selbst tätig wurden. 

Neben dem Unterricht hier an der Schule war Herr Springer immer offen für Exkursionen, um die Kunst hautnah betrachten und uns darüber erzählen zu können. 

Wir unternahmen beispielsweise eine Fahrradtour an den Fermasee um direkt vor Ort, sur le motif und dazu noch plein-air zu malen. Da konnte uns selbst ein kleiner Regenschauer nicht aus der Ruhe bringen. Eine andere Geschichte war die Kursfahrt nach Paris, auf welcher wir zahlreiche Berühmtheiten, aber auch die weniger bekannte Werke bestaunen konnten. Hierbei haben wir vor allem gelernt, dass ein Name ein Werk nicht unbedingt bedeutsamer und interessanter macht und viele kleinere Künstler ebenso ihre Zuwendung verdient haben. So erläuterte uns Herr Springer Bild für Bild seine Bedeutung und malerische Aufarbeitung und schaffte es gleichzeitig unsere Aufmerksamkeit beizubehalten. Wir hatten ebenso die Möglichkeit sorgsam, unglaublich präzise Plastiken zu studieren und diese in unsere Skizzenbücher zu übertragen. 

Die spontane Fahrt nach München bat uns die Möglichkeit im Schnelldurchlauf noch ein paar Werke unserer Unterstufenzeit wiederzusehen und in nostalgischen Erinnerungen zu schwelgen. 

Hin und wieder fast schon grotesk wirkende Werke kommentierte unser Guide zunächst mit „Das ist ja witzig.“, während ein leichtes Grinsen in seinem Gesicht lag. 

Selbst andere Lehrkräfte, abseits der Kunstwelt, wie die liebe Frau Rudolf, welche uns bei unseren Fahrten begleitete, konnte Herr Springer so von Mal zu Mal mit dem Kunstfieber infizieren. Da verweilte man doch gerne noch einige Minuten länger im Ausstellungsraum und nahm einen knackigen Sprint zum Zug gerne in Kauf. 

Zum Schluss wollten wir uns als Kurs nochmal, bei Ihnen, Herr Springer, für zwei wirklich interessante und unterhaltsame Jahre bedanken. Die Begeisterung, mit der sie uns die Kunsttheoriestunden weniger trocken gemacht haben, hat sich auch auf uns abgefärbt, sodass es für uns nie langweilig wurde. Sie haben uns die Fähigkeit beigebracht zu sehen und uns gezeigt, dass das Leben und gerade die Kunst ein ständiges Lernen ist. 

Und zum Schluss können wir nun eine Aussage unterschreiben: 

„Alle Künstler haben irgendwie einen Knacks.“

Text: Sarah Wioska und Tina Zhiting